Seit Ende Juli steht das mittlerweile zehnte Studioalbum der Hamburger Gothic-Rocker Mono Inc. in den Regalen der Fachgeschäfte. „Welcome to Hell“ ist ein Konzeptalbum, thematisch verortet zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als der schwarze Tod die Region um Hamburg heimsuchte. Diese düstere Zeit wird angemessen aufgearbeitet, die Dramatik spiegelt sich in den getragenen Texten und der Musik wider. Entsprechend fällt das gesamte Werk eher balladesk denn rockig aus, wenngleich sich wie gewohnt ein paar sehr treibende Stücke auf der Platte befinden, die sich vehement in den Gehörgängen niederlassen. Heilung, wie damals bei der Pest, nahezu ausgeschlossen. Willkommen in der Hölle.
Getragen startet „Welcome to Hell“ mit dem Opener „The heart of the raven“. Dabei ist der Titel kein typisches Intro, das direkt in einen rockigen Vollgas-Song übergeht, sondern eine eigenständige, von Melancholie und Hoffnungslosigkeit getragene Einstimmung auf das Setting des Konzeptalbums. Der anschließende Titeltrack ist auch schon der erste Ohrwurm. Nach gewohntem Mono Inc. Konzept macht „Welcome to Hell“ Lust auf mehr, auch das folgende „Long live death“ mit seinem eingängigen Rhythmus folgt dem bekannten Rezept der Hamburger – mitsamt Katha Mias Stimme im Background. Innovativ ist zwar etwas anderes, aber Fans werden durchaus ihre Freude an diesen Tracks haben.Viele Titel auf dem Album handeln von der Situation eines Protagonisten, welcher seine Geliebte an den schwarzen Tod zu verlieren droht. Glimmt in „Risk it all“ noch ein Fünkchen Hoffnung auf, so ist der „Funeral Song“ ein letzter Abschied, „Under a coal-black sun“ eine Erinnerung an alte Zeiten und in „Flies“ bleiben nur mehr Fliegen als Erinnerung zurück. Die Titel sind angebracht schwermütig, aber nicht langweilig.Ein Highlight des Albums ist der Titel „A vagabond’s life“, hier hat Eric Fish einen Gastauftritt als Sänger und an der Flöte. Schönes Storytelling, ansprechend verpackt, ein typisches Schicksal zu Zeiten des Schwarzen Todes. Aber seht und hört selbst:Auch „Reign of rats“ braucht sich nicht zu verstecken. Beschwingt und dramaturgisch ausgearbeitet wird hier die Rattenplage thematisiert, welche massiv zur Ausbreitung der Pest beigetragen hat. Klasse: Drummerin Katha Mia und Melanie Stahlkopf, welche schon öfters als Studiosängerin bei den Monos fungierte, übernehmen größere Textpassagen und verhelfen dem Titel zu seiner ganz eigenen Dynamik. Der weibliche Gesang in dem Titel fungiert als perfekter Gegensatz zu Martin Englers Stimme. Abgeschlossen wird das Album von der Liebesballade „Unconditionally“. Sehr schöner Text, sehr liebevoll interpretiert, nur schade, dass ihn Katha Mia und Martin Engler nicht im Duett singen. Das hätte dem Titel den letzten Schliff verliehen. Abgeschlossen wird das Album durch das balladeske „When the raven dies tonight“.Wer die limitierte Version des Albums erworben hat, darf sich zudem über die zweite CD „Welcome to Heaven“ freuen. Sämtliche Titel werden hier mit klassischen Instrumenten und Akustikgitarre neu interpretiert, female vocals sind nicht zu hören, ausschließlich Martin Engler singt.Fazit: Wer Freude an einem gut ausgearbeiteten Konzeptalbum hat, wird nicht enttäuscht und kann sich in die Zeit der Ratten, Fliegen und fauligen schwarzen Beulen zurückversetzen lassen. Was ein wenig fehlt, sind die Abwechslung und die richtig schnellen, eingängigen Titel, die man von anderen Mono Inc. Alben kennt; Das ist aber auch der Thematik geschuldet. Fans der Band werden immer auf ihre Kosten kommen, allen anderen sei der Youtube-Kanal von Mono Inc. empfohlen, dort finden sich neben den überdurchschnittlich vielen Musikvideos und Lyric-Videos zu einem Album auch mehrere offizielle Audio-Videos. Wer Lust auf mehr hat, sollte sich zeitnah Tickets für die Tour im Herbst sichern, denn die ersten Konzerte sind schon ausverkauft.