homo~futura – Der Neue Mensch (CD-2011)


„Und ich hoffe, dass die Welt der Zukunft nur über uns lacht
und die Menschheit von Morgen nicht die gleichen Fehler macht“
(Die Welt von heute)

Seit nunmehr 21 Jahren mischen Welle: Erdball die deutsche Elektroszene auf und nahmen dabei noch nie ein Blatt vor den Mund, wenn es um Gesellschaftskritik ging. Einer geballten Ladung davon sieht sich der Hörer des offiziellen, neuen Nebenprojekts homo~futura ausgesetzt. Inspiriert durch Mary Shelley’s Frankenstein und die EUROPA-Hörspielreihe von H.G. Francis verwandelten sich Honey und A.L.F. bereits im Jahre 2003 in Dr. G. Linde (Gesang, Textschreiber und Komponist) und F. Enstein (Umsetzung). Dabei werden sie von Frl. Plastique (Gesang) und seit 2009 von Filmkünstler, Schauspieler und Musiker Kevin Gross unterstützt.

In all den Jahren sammelte sich einiges an Material an, ebenso wurden spektakuläre Konzerte u.a. auf dem Wave-Gotik-Treffen 2006 gespielt. Doch erst nach siebenjähriger Schaffensphase fiel der Startschuss für ein komplettes Album: „Der Neue Mensch“ ward geboren.

Musikalisch ähnelt homo~futura erwartungsgemäß sehr stark Welle: Erdball. Es dominieren synthetische Klänge und künstlich geschaffene Sequenzen. Entsprechend eingängig und zumeist auch gut tanzbar sind die elektronischen Melodien. Die wahre Stärke von „Der Neue Mensch“ liegt jedoch in den Texten: Im Laufe des Albums wird das eigene Ich konsequent infrage gestellt.
Den perfekten Einstieg dazu liefert „Die Welt von Heute“. Kritisch wird auf das Kommende eingestimmt, indem die Missstände der heutigen Gesellschaft aufgelistet werden. Dabei wird bereits das Kernthema des Albums formuliert: Die Hoffnung, dass die Menschheit der Zukunft nicht dieselben Fehler begeht, die die Menschen von heute machen.

Bereits etwas älter ist der sehr vom Tierschutz geprägte Titel „Links-Rechts“, der zu einem der größten Ohrwürmer des Albums zählt. Hierbei wird herbe Kritik an Autofahrern geübt, die durch Unachtsamkeit Tiere überfahren, die die Straßen überqueren. Einen weiteren Rüffel bekommen all jene, welche die Augen von allem abwenden, das unangenehm scheint: „Wir schreien“ tadelt unverblümt den Egoismus der Menschheit und das im Verborgenen geschehende Unrecht.

Der Amoklauf von Winnenden im März 2009 inspirierte zu „A.M.O.K.“. Hier versuchen homo~futura einen Einblick in die Psyche der Täter zu geben. Untermalt wird der Titel durch Auszüge aus damals aktuellen Berichterstattungen und Polizeifunk – an Dramatik kaum zu überbieten.
Doch dies seien nur ein paar Beispiele aus vielen gut gelungenen Titeln auf dem Album. Ein jeder Titel regt für sich zum Nachdenken an.

Fazit:
Das Album „Der Neue Mensch“ wiegelt auf und geht in Mark und Bein. Gnadenlos entfernt es die Scheuklappen des Hörers und regt ihn zur Selbstreflexion an; homo~futura scheinen ihr Ziel erreicht zu haben. Nun liegt es an besagtem Hörer, seinen Ich-Komplex zu überwinden und anzufangen, nachzudenken.

Wer gerne Welle: Erdball oder allgemein elektronische Musik hört und kritischen Texten nicht abgeneigt ist, kann gerne zugreifen.

Anspieltipps:

„Die Welt von Heute“, „Links-Rechts“, „Wir schreien“, „A.M.O.K.“, „Komm in mein Labor“

Release: 20.05.2011

Trackliste:

01. „Die Welt von Heute“ (03:42)
02. „Klaustrophobie“ (03:21)
03. „Nemesis“ (05:52)
04. „Der neue Mensch“ (04:23)
05. „Links-Rechts“ (03:59)
06. „Unbewegt“ (03:40)
07. „Wir schreien“ (04:01)
08. „ICH-Komplex“ (03:17)
09. „Die Mann-Maschine“ (03:30)
10. „A.M.O.K.“ (03:32)
11. „Komm in mein Labor“ (04:09)
12. „Isidor“ (04:02)
13. „Das Tourette-Syndrom“ (02:56)
14. „Geile Tiere“ (03:18)

Live:

13.06.2011 – Leipzig / Moritzbastei (WGT 2011)
09.09.2011 – Kaiserslautern / Kammgarn
10.09.2011 – Berlin / K17

Weitere Informationen unter:

www.homo-futura.de
www.myspace.com/homofutura

Autor: Last-Apocalypse