APOCALYPTICA – 7th Symphony (CD-2010)

Mit Coverversionen bekannter Rocksongs unter anderem von Metallica und Slayer begann die Karriere der vier moshenden Cellisten von Apocalyptica zunächst als musikalische Außenseiter. Waren die Stücke der finnischen Band zunächst rein instrumental, so luden sie im Laufe der Zeit immer wieder Gastsänger ein, um die klassischen Instrumente mit ihrem Gesang zu ergänzen – sehr zum Verdruss von zahlreichen Fans der ersten Stunde.
Als schließlich noch Drums hinzukamen, war die Katastrohe für Apocalypticapuritaner scheinbar perfekt. Doch nur scheinbar, denn erstmals erreichte die Band damit auch ein breiteres Publikum…
Schaffen es Apocalyptica, mit ihrem neuen Album beide Lager zufrieden zu stellen?

Nach der Veröffentlichung ihrer neuen Single „End Of Me“ am 6. August erschien am 20. August 2010 der Longplayer „7th Symphony“ – das siebte Studioalbum der Finnen.
Um sowohl die Massen als auch alte Fans zu erreichen treffen auf diesem Werk vier Stücke mit Gesang auf sechs Instrumentalstücke. Dabei zieht sich eine düstere Atmosphäre wie ein roter Faden durch das knapp 47-minütige Album, welche sich zum Ende hin deutlich verstärkt.

Die Titel:
Der Opener „At The Gates Of Mandala“ könnte besser nicht gewählt sein. Zunächst harte Celloriffs weichen im Laufe des siebenminütigen Stückes ruhigen, balladesken Tönen. Das macht Lust auf mehr!
Mit „End Of Me“ folgt sogleich der erste Titel mit Lyrics. Diese werden vom britischen Musiker Gavin Rossdale gesungen. Das Stück thematisiert dramatisch das Ende der eigenen Persönlichkeit zugunsten einer letztendlich gescheiterten Liebe. Der eingängige Refrain setzt sich ebenso in den Gehörgängen fest, wie der des folgenden Stückes „Not Strong Enough“. Dieser greift das Thema ‚Liebe‘ erneut auf; Der Protagonist ist nicht stark genug, der Verführung zu widerstehen, was sich auf geniale Weise in dem balladesken, kraftvollen Gesang von Brent Smith, seines Zeichens Sänger der US-amerikanischen Rockband Shinedown, ausdrückt.
Mit „2010“ folgt der zweite Instrumentaltitel des Albums, in dem Apocalyptiva ein dramatisch inszeniertes Freudenfeuer für Headbanger liefern. Der Gegenpol „Beautiful“ folgt sogleich. Von allen Stücken des Albums erinnert dieser Song am ehesten einem klassischen Stück. Augen schließen und Träumen ist angesagt!

„Broken Pieces“ ist der nächste Titel mit Gesang. Diesen liefert Sängerin Lacey Mosley der texanischen Post-Grunge-Band Flyleaf. Erneut wird das Thema Liebe und Beziehung aufgegriffen – bzw. das Ende einer solchen. Auch wenn man das Gefühl hat, dass Musik und Gesang sich in diesem Titel einen unerbittlichen Wettstreit liefern und sich immer wieder mal beißen, klingt der Titel sehr authentisch. Es verbleiben die Eindrücke eines Scherbenhaufens und das psychische Wrack einer liebenden Frau, die von ihrem Gefährten betrogen wurde.

Nach den Erlebnissen des vorangehenden Stückes entführt „On The Rooftop With Quasimodo“ den Hörer ins nächtliche Paris auf das Dach von Notre Dame. Wie erlebt der bucklige Glöckner die Stadt? Die Stimmung inmitten all der Statuen und Skulpturen, das Leben unten auf der Straße?
Doch kaum endet der Titel, wird man jäh aus der Ruhe gerissen. Denn „Bring Them To Light“ ist der düsterste Song und eines der Highlights des Albums. Joseph Duplantier, Sänger und Gitarrist der französischen Band Gojira, gibt Einblicke in die Psyche eines Geisteskranken, der mit seinen inneren Dämonen kämpft – Klasse! Harte Riffs, hypnotischer Gesang im Stile von Nick Cave & The Bad Seed’s Titel „The Mercy Seat“ machen den Song zu einem Erlebnis.

Teilweise von dem finnischen Volkssong „Peltoniemen Hintrikin surumarssi“ inspiriert ist der vorletzte Titel des Albums, „Sacra“. In Anbetracht des furiosen Finales „Rage Of Poseidon“ ist das die Ruhe vor dem Sturm. Denn der letzte Titel ist ein Festival für das Kopfkino. Ein Schiff, ein Sturm, brechende Wellen, pfeifender Wind, Dramatik pur bis zu einem tragischen Höhepunkt und dem Abflauen des Unwetters.


Fazit:

„7th Symphony“ ist kein Album, das vor sich hinplätschert. Wer sich darauf einlässt, wird sehr viel Freude an diesem neuen Werk von Apocalyptica haben. Musikalisch anspruchsvolle Instrumentalstücke und eingängige Gesangsstücke halten sich gut die Waage, so dass alle Fans auf ihre Kosten kommen sollten.

Alte wie neue Fans können getrost zugreifen, allen anderen sei geraten, die Titel „At The Gates Of Mandala“, „Not Strong Enough“, „Bring Them To Light“ und „Rage Of Poseidon“ anzuspielen.

Ausblick:
Durch die Wahl Amerikanischer Sänger für die Gesangparts in drei Stücken könnte dieses Album für die Finnen auch den lang ersehnten Durchbruch in den Vereinigten Staaten bedeuten. In Europa wird das Album mit aller Wahrscheinlichkeit an den Erfolg der Vorgängeralben anknüpfen – Apocalyptica sei es gegönnt!

Autor: Last-Apocalypse