Die Kammer – The Seeming and the Real (CD-2012)

Die Band Chamber stand seit dem Jahr 1998 für handgemachte, akustische Musik. Nachdem 2008 das letzte Album des Orchestre De Chambre Noir, Transition, erschien, wurde die Band 2011 offiziell aufgelöst. Doch die Traditionen sollten fortgeführt werden, und so gründete Chamber-Frontmann Marcus Testory zusammen mit Matthias Ambré, der bis 2011 Produzent und Gitarrist von ASP war, das neue Projekt Die Kammer. Zunächst wurde im Juni 2012 die Debut-Single The Orphanage als Download veröffentlich, seit dem 16. Oktober 2012 ist das Debut-Album The Seeming and the Real erhältlich. Fans der ersten Stunde konnten dabei den Schaffensprozess in den gut gelungenen, englisch und deutsch vertonten Early Adoptions-Videos auf YouTube verfolgen, in denen Marcus Testory und Matthias Ambré, eingebettet in eine Kurzgeschichte (Sprecher: Matthias Keller), aus dem „Kämmerchen“ berichten.

The Seeming and the Real ist, wie die alten Chamber-Alben, ein rein akustisches Album. Dabei fungiert Marcus Testory mit seiner angenehmen, warmen Stimme als Sänger. Matthias Ambré unterstützt ihn dabei als Backgroundsänger, Gitarrist, sowie an der irischen Bouzouki und dem Glockenspiel. Am Schlagwerk sitzt Oliver Himmighofen, der wie Matthias Ambré vormals bei ASP gespielt hat. Vervollständigt wird die Band durch Tabea Müller am Cello, Matthias Raue an Bratsche und Geige, Dirk Klinkhammer an der oftmals sehr prägnanten Tuba und verschiedenen Gastmusikern an weiteren Instrumenten.

Bereits der erste Titel des Albums, The Orphanage, heißt den geneigten Hörer im kammer’schen Waisenhaus willkommen. Beschwingte Akustikmusik und die sanfte Bassstimme von Marcus Testory  fressen sich mitLeichtigkeit in die Gehirnwindungen und machen Lust auf mehr. Ebenso ergeht es dem Hörer bei den weiteren Titeln des Albums, die allesamt die Thematik des Scheins und des Seins aufgreifen. Tiefgründige Texte, die manch einer sofort unterschreiben würde, werden treffend mit einer enormen, musikalischen Vielfalt arrangiert. Das Spektrum reicht dabei von mal beschwingten, mal schwermütigen Balladen, Blues-, Chanson- und Country-Anleihen, bis hin zu rockigen Klängen, zu denen man am liebsten die mal mehr, mal weniger vorhandene Mähne ausschütteln will. Dabei ist der Hörer nicht vor überraschenden, stilistischen Wendungen innerhalb der Titel gefeit, was allerdings durchwegs positiv zum Gesamteindruck des Albums beiträgt. Ein Titel glänzt mit einer sanften Melancholie? Macht nichts, wir bauen den Hörer mit einem eingängigen Refrain wieder auf! That’s songwriter’s music at its best!

The Seeming and the Real genießt der Musikliebhaber am besten an einem ungemütlichen Herbstabend mit Textheft, einem Gläschen trockenen Rotwein und genug Zeit, die Texte wirken und sich von der Musik mitreißen zu lassen. Sei es im melancholischen Grand Graveyard of Hopes oder dem fetzigen Riding the Crest. Wer möchte, kann auch lieber über die Textzeile „Fate is an illusion, illusion is our fate“ aus Fate/Illusion philosophieren – eine von vielen, die geradezu hinterfragt werden wollen. So sehr das Album in seiner Vielfalt genossen werden möchte, so gut kann man es auch unaufdringlich im Hintergrund laufen lassen. Vor Ohrwürmern ist der Hörer so oder so nicht gefeit.

Wer Freude an handgemachter, akustischer Musik hat und gerne Liedermacher-Musik genießt, sollte sich definitiv die Zeit nehmen, in diese musikalische Perle hinein zu hören. The Seeming and the Real setzt Zeichen, die auf eine weitere, fruchtbare Zusammenarbeit von Matthias Ambré, Marcus Testory und Konsorten hoffen lassen. Möge der trockene Rotwein ihre Ideen beflügeln und uns viele weitere, schöne Stunden mit der Kammer bescheren!

(Autor: Last-Apocalypse)

Tracklist:

  1. The Orphanage
  2. Fate – Illusion
  3. Labyrinths Of Despair
  4. The Seeming And The Real
  5. Black As Coal
  6. Riding The Crest
  7. A Backward Glance
  8. Home In Your Eyes
  9. Singing – Surrender
  10. The Grand Graveyard Of Hopes
  11. Final Days (Of Mankind)
  12. The Painter Man’s Spell

Website:

www.die-kammer.com/de