KALT – Mike York im Interview zum neuen Album „The Invisible“

Am 7.11.2014 ist das Album „The Invisible“ von KALT erschienen. Gastautor Tom (KALT Fanbase Germany) hatte die Gelegenheit, mit Mike York über das Release und einiges mehr zu sprechen.

Hallo Mike! Riesigen Glückwunsch zum neuen Album, welches wieder einiges zu bieten hat und rundum wie aus einem Guss klingt! 2012 erschien Dein letztes, grandioses Werk „Der Sturm“. Ehrlich gesagt hätte ich nicht so schnell mit einem Nachschlag gerechnet – vor allem nicht mit so einem Kracher innerhalb dieser doch kurzen Zeit. Dabei hattest Du so einiges um die Ohren… Aber erzähl‘ selbst, was so alles um Dich herum geschehen ist.

 Danke! So schnell? Ich wollte die Scheibe eigentlich schon viel früher veröffentlichen.

Zunächst einmal wollte ich die Platte nicht raus bringen, solange ich noch in den Händen der GEMA gefangen war. Als ich mit dem Jahreswechsel 2013/2014 endlich nicht mehr GEMA-Mitglied war, und dann konkret die VÖ vorantreiben wollte, war nach wenigen Telefonaten und Mails klar, dass ich nicht mehr mit meinem bisherigen Label arbeiten wollte. Das Re-Release von „Dein Gott“ mit der „Blood EP“ und die Zusammenarbeit bei „Der Sturm “ liefen in der Summe nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Also habe ich mich entschieden, wieder in guter alter DIY-Manier weiter zu machen. Dumm nur, dass ich noch vertraglich geknebelt war. Also habe ich mir einen Anwalt mit Schwerpunkt auf Musikrecht genommen. Die Anwaltskosten, sowie der Auflösungsvertrag mit dem Label haben dann erst einmal alle Reserven für die Platte verschlungen. Aber das war es mir wert, denn es fühlt sich wieder richtig gut an, machen zu können, was ich will! Und zudem hätte ich es nicht fertig gebracht, die Songs für „The Invisible“ unter den bisherigen Bedingungen zu verheizen.
Und nicht zu vergessen, dass ich im November 2013 bei den Jungs von SWEET ERMENGARDE eingestiegen bin. Dort gibt es auch immer einiges zu tun. Aber die Doppelbelastung nehme ich in Kauf. Nicht nur, dass ich SWEET ERMENGARDE europaweit für eine der vielversprechendsten Bands im Gothrock halte – ich hänge mit den Jungs auch schlicht richtig gerne ab! Einfach eine super Truppe!

Sind alle Titel des neuen Albums in den letzten beiden Jahren entstanden oder hattest Du einiges „beiseite gelegt“ für spätere Veröffentlichungen?

Die Songs waren bereits 2013 fertig, da sie ja im Frühjahr 2014 veröffentlicht werden sollten.
Nur wenige der Songs waren im Vorfeld schon da. Den größten Teil der Musik und Texte habe ich 2013 geschrieben. Fast alle Texte wurden diesmal konzentriert in einer kurzen Zeitspanne geschrieben. Auch die Aufnahmen habe ich innerhalb von zwei konzentrierten Sessions umgesetzt.
Ich denke, das merkt man dem Ergebnis auch an. Alle Songs sind aus einem Holz geschnitzt. Dieses Mal habe ich auch deutlich mehr Wert auf die Qualität der Umsetzung gelegt. Nachdem ich die Songs vom Mastering zurückbekommen hatte, war ich wirklich geflasht. Ich kenne nicht viele VÖs in diesem Genre mit derart guter Produktion! Da war ich sehr glücklich, die Songs in so kurzer Zeit konzentriert umgesetzt zu haben!
Beiseite gelegt habe ich seither fast nichts. Aber ein paar Ideen sind bei den SWEETs gelandet! 😉

Da mir die Lyrics nicht vorliegen, ich aber weiß, dass es einen roten Faden gibt und Du mit „einigem“ abrechnest… Wofür steht „The Invisible“?

Der Begriff „The Invisible“ steht für viele verschiedene Dinge, die sich thematisch beim Schreiben der Songs herauskristallisiert haben. Unsichtbar kann z.B. ein nahendes Ende der Zivilisation sein.

Wer weiß – wir rasen auf einen Abgrund zu und kaum jemanden scheint es zu jucken. Oder der mittellose Mensch, der von der Konsumgesellschaft übersehen und an den Rand gedrängt wird. Unsichtbar kann aber auch das Leiden der Umwelt/ Lebewesen sein, wo immer auch der Mensch auftaucht und sich breit macht. Es kann aber auch vielleicht ganz einfach ein Gefühl tief in Dir sein, von dem Du nicht möchtest, dass es jemals an die Oberfläche kommt. Oder das Gefühl, mitten in einer Masse von Menschen zu stehen – mitten im Leben also. Aber dennoch siehst Du dem Leben der anderen nur zu, unfähig teilzunehem. Dann fühlst Du Dich selber unsichtbar…
Der rote Faden könnte sein, dass ich diesmal alle Themen, die ich schon mein ganzes Leben mit mir herumschleppe, recht schonungslos thematisiere. Auf meine eigenen Kosten, oder die Anderer – egal!

Wie angepisst muss man sein, um Knallertracks wie „The Zombies“ aus der Taufe zu heben?

 

Ah, endlich ein Frage, die ich kurz beantworten kann! 😉
Wenn ich in der Lage bin, mir meine eigenen Gedanken zu machen, kannst Du „Religioten“ schlicht nicht ernst nehmen! Jedoch werden im Namen dieser Religionen seit Menschengedenken Dinge getan, die für die nötige Wut sorgen! Wenn ich mich aktuell umsehe, kann ich wieder nur den Kopf schütteln!

All Deine Veröffentlichungen sind geprägt von „krachenden“ Gitarren, Feuerwerksmelodien und den „KALT Trademarks“- den „Stakkato“ Drums wie z.B bei „The End“. Gerade bei „The Invisible“ scheinst Du Dich endgültig und förmlich „freizusprengen“ von allen bisherigen Veröffentlichungen. Wie siehst Du als Künstler Deine Entwicklung und wieviel Veränderung lässt KALT im Sound zu, da Du ihn doch schon vor langer Zeit gefunden hast?
Rückblickend… Wie beurteilst Du selbst Dein Schaffen, angefangen bei „Wie ein einziger Tag“ (weiterhin zum kostenlosen Download auf die-kaelte.de ) bis hin zu „Dein Sturm“?

Ich hoffe doch sehr, dass KALT sich über die Jahre verändert/ entwickelt hat! Da ich das Projekt alleine führe, genieße ich das Privileg, alleine über die Richtung entscheiden zu können, wohin es gerade geht. Auch wenn es scheinbar immer Gothic Rock ist, möchte ich nicht auf der Stelle treten.
Eine Eigeneinschätzung? Überlasse ich gerne anderen! Aber zumindest soviel: Ich denke, dass die Songs heute – wie damals – eine bestimmte Handschrift tragen. Genauso wie ich mich über die Jahre weiter entwickle, gilt das auch für die Songs. Sind ja schließlich von mir! 😉
So mancher Musiker wird über die Jahre „ruhiger“. Ich habe den Drang bisher nicht verspürt. Glücklicherweise, wie ich finde!

Gibt es durch Deine Tätigkeit bei SWEET ERMENGARDE die Chance, KALT endlich live genießen zu können?

 

Nicht wirklich! Wir haben zwar einmal über das Thema geflachst, aber ich denke nicht, dass ich die Jungs ernsthaft darum bitten werde – wie viel Arbeit soll ich mir noch ans Bein binden?! Man darf nicht vergessen, dass all die Musik neben einem festen Job, nach Feierabend entsteht! Von solcher Musik kann niemand leben! 😉

„The Invisible“ wird auch auf Vinyl erscheinen! Wer freut sich mehr – Du oder Deine Anhängerschaft? Auf wie viele Exemplare ist diese eigentlich limitiert?

Ich freue mich jedenfalls riesig auf das Vinyl!!! Durch die hohe Auslastung europäischer Presswerke kommt das Vinyl ja leider erst im Dezember. Die Vinyl- und auch die CD-Version sind auf jeweils 200 Stück limitiert.

Wird es auch wieder ein Video geben, wie bei „Der Sturm“? “The Jail“ oder die wunderschöne Ballade „The Life“ bieten sich da ja förmlich an…

Es gibt 2 Kandidaten, welche für ein Video ausgesucht sind. Zum einen „The War“ und zum anderen „The Sister“. Sobald Zeit ist, werde ich ein Video in Angriff nehmen. Vielleicht auch zu beiden Stücken… mal sehen!

Diesmal finden sich keine Gäste auf „The Invisible“ – hatte Rachel von DIE LAUGHING keine Zeit? Und hast Du wieder ALLES alleine arrangiert, produziert etc.? Lässt sich das für Dich auch weiterhin alles allein umsetzen oder kann man in Zukunft mit einer „KALT Band“ rechnen?

Ich wollte mich nicht wiederholen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es in Zukunft wieder Kooperationen geben wird! Die Koops in der Vergangenheit haben mir sehr viel Spaß gemacht. Warum also nicht?! Aber die Stücke auf „The Invisible“ sind zu persönlich …!
Übrigens hatte ich kürzlich in Madrid das Vergnügen, Rachel endlich im Persona kennenzulernen. Sie hat mit den Jungs von Pretentious Moi auf dem SGM Fest gespielt. Ich war mit Sweet Ermengarde dort. Das war super!!

                                                                                              Zu guter Letzt und da Du auch bekannter „Vinylist“ bist: Was läuft auf Deinem Plattenteller aktuell?

Momentan drehen sich die aktuellen Platten von Beastmilk, People of Nothing, Juno Reactor und Loreena McKennitt. Zudem Soror Dolorosa, In Flames, Within Temptation und Eluveitie … und einige alte Schätze mehr…

                                                                                             Danke für Deine Zeit, Mike! Möge „The Invisible“ durch die Decke schiessen!

                                                                                             Sehr gerne – danke für das Interesse an KALT!!!

 

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