Sweet Ermengarde – Debüt Album „Raynham Hall“

Norfolk, Großbritannien. Raynham Hall ist eines jener majestätisch anmutenden englischen Herrenhäuser, welches seit über drei Jahrhunderten im Besitz der Familie Townshend ist. Hier entstand in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das wahrscheinlich berühmteste Gespensterfoto aller Zeiten: die mittlerweile sagenumwobene Brown Lady, welche die große Treppe im Foyer Raynham Halls herabsteigt.
So wie der Geist von Raynham Hall treibt sich im musikalischen Untergrund Deutschlands seit geraumer Zeit auch die Gothic-Rock Band Sweet Ermengarde herum. Der Begriff „Gothic-Rock“, in heutiger Zeit oft inflationär verwendet und sich selbst ad absurdum führend, findet hier wieder seine Berechtigung und ist doch in seiner Einfachheit nicht definiert genug für den einfallsreichen und abwechslungsreichen Sound dieser Bochumer Band.
Bassist Lars Kappeler, Gitarrist Marco Förster und Schlagzeuger Rafael Skudro spielten bereits einige Jahre bei Rake’s Progress bis sie von Lars nach Neon Dream geholt wurden, die bereits zwei Alben veröffentlichten und beschritten, komplettiert durch Ex-Secret Discovery Gitarrist Jürgen ‚Scholli‘ Scholz, internationale Bühnen bis sich die Band entschloss, Neon Dream zu verlassen um ihren musikalischen Potential eine größere Plattform zu bieten und gründeten Sweet Ermengarde.
Als Scholli aus zeitlichen Gründen die Band verlassen musste, trat an dessen Stelle Danny Elevator, der bereits zusammen mit Rafael bei dem Coldwave-Projekt Leaving With Ghosts einige Songs aufgenommen hatte.
Fehlte nur noch die passende Stimme für das mitunter bereits konzeptuell stehende Debütalbum. Nach einigen Experimenten und gefühlten Jahrhunderten der Suche, besann man sich auf den ehemaligen Rake’s Progress Sänger Kuba Achtelik.

Das Ergebnis dieser äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit liegt nun in Form von „Raynham Hall“, dem Debüt-Longplayer Sweet Ermengardes, vor: Gothic Rock in seiner ursprünglichsten Inkarnation. Atmosphärisch dicht, sich hier langsam aufbauend, dort dem Crescendo entgegen eilend, mit tief-wummernden Bässen, elegischen Echo-Gitarren, und tighter Rhythmussektion.
Das Namedropping möglicher Inspirationsquellen wird an dieser Stelle bewusst ausgelassen. Nicht nur, um den Hörer nicht vorab schon auf eine bestimmte (falsche?) Fährte zu locken, sondern vor allem, um die Bereitschaft sich auf die mitunter äußerst intensiven Kompositionen einzulassen, auf einem maximal hohen Niveau zu halten.
Sich langsam aufbauende Hymnen wie „A Promise To Fulfill“ oder „Necropolitan Rest“, treibend-perkussive Nummern à la „Near Dark“ oder aber fiese-Midtempo-den-Nacken-Hochkriecher im Stile von „Kisses“, welches vorab bereits in einer speziellen Version mit The House Of Usher-Frontmann Jörg Kleudgen am Mic veröffentlicht wurde, wechseln sich auf „Raynham Hall“ mit einer spielenden Leichtigkeit ab, die belegt, dass Sweet Ermengarde – übrigens benannt nach einer Kurzgeschichte H.P. Lovecrafts – eine Band ist, die man in den Tagen die da kommen mögen, im Auge behalten sollte. Und im Ohr sowieso.

Das Album „Raynham Hall“ wird im Mai diesen Jahres erscheinen (Équinoxe Records/Nova Media Distribution).

sweet-ermengarde.de